Die Tulpenspekulation in Holland

Tulpen soweit das Auge reicht

1554 brachte ein Naturforscher die Tulpe von Adrianopel nach Holland. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Tulpe immer beliebter, die Nachfrage stieg und der Preis kletterte regelmäsig. Damit wurde der Handel mit Tulpenzwiebeln zu einem lohnenden Geschäft. Zwiebeln, die man heute zu einem bestimmten Preis kaufte, konnten schon kurze Zeit später mit einem ansehnlichen, sicheren Gewinn verkauft werden. Dadurch kam eine regelrechte Spekulationslawine ins Rollen. In allen Städten wurden Wirtshäuser zu Börsen, wo Tulpen gehandelt und grosse Kaufverträge abgeschlossen wurden. Der Taumel ergriff das ganze Land und der «Kurs» der Tulpenzwiebeln stieg ins Unermessliche.

Im Stadtregister von Alkmar kann man nachlesen, das 1637 zugunsten des Waisenhauses 120 Tulpenzwiebeln, die öffentlich versteigert wurden, 90 000 Gulden einbrachten. Man handelte mit Optionen auf künftige Ernten, also Zwiebeln, die noch gar nicht existierten. Es scheint verrückt, für eine Tulpenzwiebel 4000 oder 5000 Gulden auszugeben, wie es damals normal war. Aber an dieser Spekulation beteiligten sich nüchterne Kaufleute, die ebenso in Kartoffelknollen spekuliert hätten, wenn es ihnen einen entsprechenden Gewinn versprach. Ihnen ging es einzig um die Kursgewinne. Das Bezeichnende an solchen Spekulationen ist ja, dass am Anfang, solange es aufwärts geht, alle gewinnen, die sich daran beteiligen. Nur die letzten beissen die Hunde.

Unverhofft trat 1637 der Umschwung ein. Manch einer, der schon längere Zeit über den wahren Wert der Knollen nachgedacht hatte, versilberte seine Zwiebeln um das Geld in reale Werte anzulegen zu können. Andere taten das gleiche. Tulpenzwiebeln, die bisher so gefragt waren, wurden nun in grossen Mengen angeboten. Die Preise begannen allgemein zu fallen. Das machte andere ängstlich, bis schliesslich eine förmliche Panik ausbrach. Mancher, der zum Kauf der Tulpen einen Kredit aufgenommen hatte, konnte ihn nicht mehr zurückzahlen. Andere, die Kaufoptionen abgeschlossen hatten, wurden vertragsbrüchig. Das Vertrauen schwand, jeder wollte bares Geld, es gab keinerlei Kredite mehr, geliehenes Geld wurde sofort zurück gefordert, es kam zu einer allgemeinen Kreditkrise.

Einige wenige konnten sich bereichern, nämlich diejenigen die im Augenblick des Zusammenbruchs schon verkauft hatten. Die meisten aber wurden ruiniert. Durch die Spekulation waren keine wirklichen Werte geschaffen worden. Doch der wirtschaftliche Schaden war enorm. Viele Handwerker hatten aufgehört zu arbeiten, weil die Spekulation einträglicher war. Handelskontore blieben geschlossen, weil der Überseehandel riskanter erschien als der Tulpenhandel. Kapital und Ersparnisse wurden der Produktion und dem Handel entzogen und für die Tulpenspekulation eingesetzt.

Nach dem Tulpen-Börsen-Krach war das Vertrauen verloren und die Kreditwürdigkeit Hollands auf lange Zeit verspielt.

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