Wenn in den Köpfen sich Gier einnistet

Gier nach Blut, Tanz der Vampire im Stuttgarter Musical Theater

Kunden versuchen mit falschen Angaben Kredite zu erschleichen - Bankmitarbeiter geben an dubiose Geschäftemacher ungesicherte Kredite und bessern damit ihre Boni auf - Gier gibt es überall!

Fonds mit einem Renditeversprechen über der üblichen Spar- und Kreditzinshöhe gibt es immer wieder. Einige davon werden von brillianten Asset-Managern verwaltet und haben Erfolg und können diesen auch sauber und nachvollziehbar ausweisen. Andere von brillianten Hochstaplern, der Renditeausweis ist meist dürftig dokumentiert oder ein mirakulöses Geschäftsgeheimnis. (Meist eine Variante des bekannten Schneeballsystems). Wobei anzumerken ist, auch nicht alle Anleger sind ohne Gier und wenn die auf grosse Schwätzer treffen, ist die Lawine in den Abgrund losgetreten. Doch leider ist es so, wer sich rechtzeitg vor dem Niedergang absetzt, darf meist mit einem grossen Gewinn rechnen! - das ideale Tummelfeld für skrupellose Finanzspezialisten!

Wenn Banken Fondsanteile anpreisen und verkaufen darf man als Kunde erwarten, dass die Bank und deren verantwortlichen Mitarbeiter die Fonds auf ihre Bonität geprüft hat. Nur leider ist das nicht immer so. Faulheit (nicht richtig nachsehen), Gier (grosse Provisionen beim Verkauf der Fondsanteile locken), Lemming-Verhalten (wenn alle mitmachen, kanns nicht falsch sein), Arroganz (der Kunde braucht nicht nachzufragen, ich bin der Spezialist), Falscheinschätzung (das liegt in der Natrur der Sache), davon sind auch Mitarbeiter von Banken nicht gefeit. Und wenn die im Management sitzen …

Wie weit fehlbare Banken haftbar sind für ungenügende Bonitätsprüfungen, darüber gehen die Meinungen und Rechtsauffassungen weit auseinander. Ensprechende Klagen werden zu excellentem Juristenfutter. Ein besonders Lehrstück ist

Der «Drei-Länder-Fonds», der «Mercedes» unter den Kapitalanlagen

Als der «Mercedes unter den Kapitalanlagen» wurde der grösste geschlossene deutsche Immobilienfonds einst angepriesen. Rund 20'000 Anleger haben diesem Qualitätsversprechen geglaubt und etwa 1,3 Mrd. Mark in den Drei-Länder-Fonds 94/17 investiert.

Mit ihrem Geld wurde unter anderem das Musicaltheater in Stuttgart gebaut. Das grosse Versprechen des Fonds-Initiators Walter Fink war 7% jährliche Ausschüttung, Steuerersparnis und eine Risikoverteilung durch Geldanlage in drei Ländern. Neben den deutschen Musicalhallen, sollten Wertpapiere in der Schweiz und Wohnanlagen in den USA gekauft werden. Der Hintergrund: kommt eine der Anlagen in den verschiedenen Ländern in Schwierigkeiten, sollten die anderen zwei Länder das abfangen - geworben wurde mit der Risikoaufteilung 1/3 pro Land.

Beim Drei-Länder-Fonds 94/17 war das nie so: 54% der Anlagesumme floss in die Stuttgarter Musicalhalle, das sogenannte SI-Zentrum. Nachdem dessen Hauptmieter, die Hamburger Stella, Ende 1999 quasi pleite war, fiel die wesentliche Einnahmequelle des Fonds aus. Zwar hat nachfolgend die Firma DEAG einen Grossteil der Musicalaktivitäten übernommen. Für das Jahr 2000 wurde jedoch für die Musicaltheater eine mietfreie Übergangphase vereinbart. Die übrigen Mieter des SI-Zentrums zahlen neu vereinbarte Mieten, seit dem Jahr 2001 fliesst wieder eine Basismiete von rund 34 Mio. DM für das gesamte SI-Zentrum. Damit werden sich die früheren Mieteinnahmen des Fonds nahezu halbiert haben.

Nach dem Ertragswertverfahren halbiert sich damit auch der Wert der Stuttgarter Immobilie. Plusminusberechnungen ergeben, dass der wirkliche Wert, bereinigt um Gewinne beim Bau, sowie Hypothekenkredite, auf rund 100 Millionen Mark zu schätzen ist. Als Kaufpreis wurden einst 840 Mio. Mark gezahlt.

Um den Ausfall des Hauptmieters aufzufangen, hätten eigentlich die zwei anderen Säulen des Fonds herhalten sollen, doch auch die reichen nicht aus, um den Fonds langfristig zu stabilisieren. Der Wert der US-Immobilien, laut Angaben des Fonds-Initiators Walter Fink, beträgt mindestens 200 Millionen DM. Im Schweizer Wertpapierdepot befinden sich netto nur rund 90 Mio. DM, das belegen interne Depotauszüge.

Addiert man die Werte aus den drei Bereichen Musicalimmobilien in Deutschland, US-Immobilien und Wertpapierdepot in der Schweiz, finden sich im Dreiländerfonds 94/17 nur noch rund 390 Mio. DM - weniger als ein Drittel der 1,3 Mrd. Mark, die von Anlegern einst eingezahlt wurden.

(Gerichtlich korrigierter Text nach einer Ausstrahlung der Sendung «Plusminus» am 21.3.2000) Neuere Quellen sind nicht erhältlich, die Entourage um Walter Fink blokiert alles per Gerichtsbeschlüssen.

Der Dreiländerfonds hat auch Verbindungen in die Schweiz >>


Kommentar

Mit diesem deutschen Fonds haben über 70'000 Anleger Milliardenbeträge verloren. Die Verantwortlichen versuchen mit unzähligen Gerichtsverfahren die Klagen der Geschädigten abzuwehren. Auch fast alle Medien werden mit Klagen vor Gericht zu einer beschönigenden Darstellung genötigt. Die Wahrheit wird wohl noch viel drastischer sein als der oben beschriebe Verlust von 2/3 des Kapitals >>

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